Kirchliche Kulturorte
Kirche Werden & 'Haus Fuhr'
Anschrift
Evangelische Kirche Werden
Heckstraße 54-56
45239 Essen (Werden) | › Anfahrtsroute
Offene Kirche
Samstags von 11.00 bis 13:00 Uhr
Evangelisches Gemeindehaus „Haus Fuhr“
Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Saal
Heckstraße 16
45239 Essen-Werden | › Anfahrtsroute
Aktuelles Halbjahresprogramm der Kulturveranstaltungen
+++wird nach Ende der Corona-Schutzmaßnahmen neu erstellt+++
Aktuelle Ankündigungen: fv-kirche-werden.de
Kontakt
Förderverein Evangelische Kirche Werden e. V.
info@fv-kirche-werden.de
www.fv-kirche-werden.de
Geschichte und musikalisches Profil
Erbaut 1897 bis 1900 durch den Regierungs-Baumeister August Senz als „Evangelische Stadtkirche“ der damals selbständigen Stadt Werden an der Ruhr, im „Stil der Deutschen Renaissance der Reformationszeit“, wie Senz selbst seine Kirche beschreibt. Eingeweiht am 24. Juni 1900.
Als Zentralbau errichtet, erwartet den Besucher ein Licht durchfluteter‚ weiter und warmer hoher Raum, dessen Kuppel von vier mächtigen, hochstrebenden Säulen getragen wird. Überall findet man organische Farben, Pannen und Gebilde: Zweige, Blätter, Früchte, Weinlaub, Lorbeer, Palmwedel und Blüten: Rosen, Passionsblumen, rote Lilien in den Türgläsern, bunte Feldblumen und Muscheln (Erde und Wasser) auf den 26 Fenstern des Sockelgeschosses. Lange Schmuckbänder aus blühenden Ranken und Früchten ziehen sich bis „in den Himmel“ hinauf und verbinden alles, was blüht und lebt. Mit dem Jugendstil feiert man hier die Schönheit der botanischen Schöpfung Gottes.
An der Altarwand steht der Kanzel-Altar und rückt so die beiden wichtigsten Teile des evangelischen Gottesdienstes in das Zentrum, die Predigt und das Abendmahl. Die Malerei der vier Bogenfelder zeigt die zentralen Themen des Alten und Neuen Testamentes (von links nach rechts): die Zehn Gebote, den verheißenen Friedefürsten, das Golgathakreuz und den Kelch des Evangeliums. Das Sockelgeschoss vergegenwärtigt mit Ähren (Brot) und Trauben (Wein) das Abendmahl. Das beherrschende Rundfenster zeigt in der Mitte das altchristliche Kreuz mit gleich langen Balken, das ebenfalls den Grundriss der Kirche beschreibt. In dem Kreuz leuchtet das Golgatha-Kreuz auf mit seinem langen vertikalen Balken. Die vier umgebenden Kleinkreise zeigen die Symbole für Karfreitag bis Pfingsten: „die Dornenkrone mit Kelch als Zeichen für Karfreitag, unten das Lamm mit Siegesfahne als Symbol für Ostern, rechts Palmzweig und Zepter, die Himmelfahrt symbolisierend und oben die Taube als Zeichen für Pfingsten.
Im nördlichen „Seitenschiff“, der Nordkonche, sieht man das „Kirchenkampffenster“. „Die Jahreszahlen 1934-45 verweisen auf die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, als die evangelischen Christen auch in Werden in zwei Lager gespalten waren: die Anhänger der Kirchenpartei der Deutschen Christen, nationalsozialistisch orientiert, die sich in der Presbyteriumswahl 1934 durchsetzten, und die kleinere Gruppe der Bekennenden Kirche. Das Fenster wurde aus dem Restvermögen der Bekenntnisgemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg finanziert.“ (zitiert nach Heimeshoff, Die evangelische Kirche in Essen-Werden, S.19) Die genannte Bibelstelle 1. Timotheus 6,12 beginnt mit: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens…“.
Auffällig sind die vielen Engelsköpfe, 77 an der Zahl, die man an Kapitellen‚ der Kanzel, am Orgelprospekt‚ an den Türen und in Wandmalereien findet. Sie sind Wesen, den Menschen gleich, Auftragserfüller Gottes. Jeder Engelskopf ist individuell gestaltet. Sie erinnern an den Psalm 91,12: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über Dir, dass sie dich auf Händen tragen…“. Die Kirche wurde von 1987 bis 2002 umfangreich innen und außen saniert und restauriert.
Die Evangelische Kirche Werden ist ein Anziehungspunkt für viele Freunde der Kirchenmusik und des Orgelspiels geworden. Begünstigt wird dies durch die gute Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, vor allem mit der Folkwang Universität der Künste.
Instrumental steht die spätromantische denkmalgeschützte Walcker-Orgel von 1900 im Mittelpunkt. Sie wird als herausragendes Instrument auch von international renommierten Organisten geschätzt.
In ihrer spätromantischen Stimmung zeichnet sie sich durch eine große Klangvielfalt mit feinsten Abstufungen aus. Die Spielmechanik der Orgel arbeitet mit einer pneumatischen Traktur, bei der die Übermittlung des Tastendrucks auf die Pfeifen mittels Luftdruck erfolgt. Da korrigierende oder ergänzende Eingriffe in das Pfeifenwerk nie vorgenommen wurden, ist der unverwechselbare Klang dieser Orgel seit nunmehr weit über 100 Jahren unverändert geblieben.
Gerd Zacher (* 1929 † 2014), Leiter der Abteilung für Evangelische Kirchenmusik an der Folkwang Universität von 1970-1991, lobte das Instrument: „Der Klang der Orgel lässt sich sehr variantenreich gestalten, er kann mitreißend laut und unwahrscheinlich zart sein. Die Harmonien sind angenehm verschmelzungsfähig. Die Ausbreitung im Raum lässt die Musik fast handgreiflich plastisch oder auch verschwebend erscheinen. Die Schaltungen erlauben sowohl heftige Kontraste als auch geschmeidige Übergänge. Geschmackvolle Zusammenstellungen von Klangfarben sind im schnellen Wechsel und auch in gleichzeitiger Gegenüberstellung möglich. Das Instrument regt an zur Improvisation.“ Dieses spätromantische Instrument hat die Bestrebungen der Zwanziger Jahre, als man sich einer idealisierten Vergangenheit zuwandte und die Orgel „barockisieren“ wollte, genauso wie ähnliche Absichten nach dem zweiten Weltkrieg, gut überstanden.
Prof. Zacher war eine der treibenden Kräfte, die das nunmehr denkmalgeschützte Instrument in seinem Originalzustand erhalten wollten. Das ist bis auf geringe Veränderungen (moderne Windversorgung, einen Bälgetreter gibt es nicht mehr!) bestens gelungen. Von September 2020 bis Mai 2021 erfolgten umfängliche Sanierungsarbeiten der Walcker-Orgel, so dass sie sich nun wieder in ihrer gesamten Klangfülle präsentieren kann.
Außerdem steht das Teschemacher-Positiv, ein „Juwel“ aus der Barockzeit (1750), zum Musizieren bereit.
Durch einen Zyklus von Veranstaltungen mit auswärtigen Solisten, Chören und Ensembles („Orgelmusik zur Marktzeit“, „Werdener Orgelnacht“, „Weihnachts-Swing-Gottesdienst“ in der Kirche; „Gesprächskonzerte“, „Neujahrskonzert“ im Haus Fuhr) sowie herausragende Chorkonzerte hat das Musikprogramm seine spezifische Ausprägung erhalten.
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